Musikstreaming ist in aller Ohren, weshalb wir uns einmal die bekanntesten Streaming-Anbieter genauer anschauen wollen. Wer bietet hier welche Streamingqualität fürs Geld? Und wo lohnt es sich besonders ein Abo abzuschließen? Kurzum: Was ist der beste Streamingdienst für audiophile Nutzer?
Laut des Music Consumer Insight Reports 2020 liegt der Marktanteil von Musikstreamingdiensten in Bezug auf die gesamten Einnahmen der Musikindustrie bei 62,1%. Somit überragt Streaming die physischen Verkäufe, die lediglich nur noch bei 19,5% liegen. Streaming ist endgültig in der Musikwelt angekommen und aus dieser nicht mehr wegzudenken. Es ermöglicht das Hören unzähliger Musiktitel ganz einfach zu einem fairen Preis. Ein Kritikpunkt, der jedoch häufig im Gespräch über Streamingdienste aufkommt, ist die Klangqualität. Im Vergleich zu einer Audio-CD lässt die Auflösung gestreamter Musik oft zu wünschen übrig. Doch diese Unannehmlichkeit scheint bereits ein Problem von gestern.
Streaming 2022: CD-Qualität und 3D-Audio
Heutzutage bieten viele Streamingdienste Musik in hoher Klangqualität an. Außerdem erweitern zahlreiche Anbieter ihr Angebot mit 3D-Audio, welches den Nutzer ein immersives Klangerlebnis ermöglicht. Sowohl hochaufgelöste Audiodateien, als auch 3D-Audioformate sind Features, die Streamingdienste für Audiophile sehr interessant machen. Auch das Argument, dass sich Streaming schlecht anhört, scheint an den Haaren herbeigezogen. Doch erst seit Kurzem steigen viele Streamingdienste auf höherqualitatives Audiostreaming um. Zuvor lag der Fokus vieler Anbieter darauf, eine möglichst große Palette an verschiedener Musik anzubieten.
Grund dafür ist wahrscheinlich, dass Streamingdienste hauptsächlich mit illegalen Streams konkurrierten, die in den 2000er Jahren noch deutlich verbreiteter waren, als heute. Da Raubkopien oft in MP3-Qualität waren, reichte es als Streaminganbieter, ebenfalls Audiodateien in MP3-Qualität anzubieten. Doch nun, wo illegale Musikdownloads aus der breiten Masse verschwunden sind, konkurriert Streaming mit anderen Musik-Speichermedien, wie CDs, Vinyl und Co. Deshalb versuchen immer mehr Dienste Musik in CD-Qualität – oder besser anzubieten.
Eine weitere Entwicklung im Audiobereich ist das Aufkommen immersiver Audioformate. Diese erweitern die zweidimensionale Klangwelt von Stereo und Surround mit einer Überkopfebene. Dreidimensionales Audio lässt den Hörer in eine ganzheitlichere Klangwelt eintauchen. Das Beste daran: es funktioniert mit Kopfhörern. Man braucht nicht zwingend eine Anlage mit Deckenlautsprechern. Die dreidimensionale Musik kann auch binauralisiert auf Kopfhörer abgespielt werden. Durch die Binauralisierung hat man das Gefühl, die Musik würde sich nicht direkt im Kopf, sondern vor, hinter, neben und über dem Kopf abspielen.
Doch welche Anbieter haben HiFi-Qualität und 3D-Audio im Angebot und wie unterschieden sie sich? In unserem Artikel nehmen wir die in Deutschland meist verbreiteten Streamingdienste für Musik unter die Lupe.
Die Kandidatenunseres Streaminganbieter Tests:
Starten wir mit dem Goliath unter den Streamingdiensten: Spotify. Der schwedische Anbieter dominiert mit 31 % Marktanteil zurzeit den globalen Streamingmarkt. Er besticht mit seiner Vielfalt an Titeln (aktuell 82 Millionen Songtitel), kuratierten Playlists und exklusiven Podcasts. Doch in Sachen Audioqualität wurde der Gigant Spotify in den letzten Jahren etwas inaktiv. Wo andere Anbieter verlustfreies Streaming und 3D-Audio integrierten, muss man bei Spotify noch darauf warten. Ursprünglich spekulierte man, “Spotify HiFi” sei für das Ende letzten Jahres geplant (► likehifi.de berichtete). Jedoch gibt es bis dato noch keine weiteren Infos diesbezüglich, geschweige denn einen Starttermin. Andere Streamingdienste haben hochqualitatives Musikstreaming jedoch schon lange im Angebot.
Widmen wir uns deshalb Apple Music.Der hauseigene Streamingdienst des Techniktrendsetters Apple ist mit 15 % Marktanteil globalgesehen auf Platz zwei. Seit Juni 2021 ermöglicht Apple Music verlustfreies HiRes-Streaming und 3D-Audio im Dolby Atmos Format. Das Angebot vergrößert sich kontinuierlich. Bis Ende dieses Jahres will Apple über 90 Millionen Songtitel in Sampleraten bis zu 48 kHz und einer Bittiefe von 24 Bit bereitstellen. Hierzu wird der neue Apple Lossless Audio Codec genutzt. Einige Alben sind außerdem in Hi-Res Lossless abspielbar, welches eine Samplerate von bis zu 192 kHz aufweist. Die Anzahl an Hi-Res Lossless Titeln soll in den nächsten Monaten noch steigen. Streaming in höchster Qualität und 3D-Audio ist im Standardabonnement inbegriffen und kostet monatlich 9,99 Euro. Lossless und 3D-Audio sind bis jetzt lediglich auf Apple-Geräten nutzbar. Apple Music Versionen für Android und Windows können es leider nicht streamen.
Ein Anbieter, der sich in den letzten Jahren immer mehr zum würdigen Konkurrenten wandelt, ist Amazon Music. Der Onlineversandhändler bietet in seinem Streamingdienst circa 75 Millionen Songs in CD-Qualität, also mit 44,1 kHz Abtastrate und 16 Bit Tiefe an. Über 7 Millionen Songs sind außerdem in Ultra HD, also mit bis zu 192 kHz und 24 Bit, streamingfähig. Auch in Sachen immersiven Klangerlebnis ist Amazon Music nicht zu unterschätzen. Es unterstützt nicht nur Dolby Atmos, sondern auch 360 Reality Audio, kurz 360 RA von Sony. Für Amazon Prime-Kunden kostet der Streamingdienst 7,99 Euro monatlich, während Nicht-Prime-Kunden 9,99 Euro im Monat zahlen.
Auch der französische Streamingdienst Deezer hat verlustfreies Audio im Angebot. Über 73 Millionen Titel stehen bei ihm in CD-Qualität, mit 44,1 kHz und 16 Bit zur Verfügung. Auch 3D-Audio, in Form von 360RA von Sony ist dabei. Deezer kostet standardmäßig 10,99 Euro monatlich.
Ein weiterer ebenfalls französischer Streamingdienst ist Qobuz. Der auf HiRes Audio spezialisierte Anbieter, hat über 80 Millionen Titel in FLAC 24-Bit mit bis zu 192 kHz Abtastrate im Angebot. Außerdem bietet er zwei verschiedene Abo-Modelle an. Zum einen gibt es Studio Premier für 12,50 Euro im Monat, welches vollen Zugriff auf die gesamte hochqualitative Musikbibliothek von Qobuz ermöglicht. Zusätzlich bekommt man Zugriff auf exklusive redaktionelle Beiträge des Qobuz Magazins. Denn Qobuz ist nicht nur Streamingdienst, sondern auch Magazin und Downloadstore. Im letzteren kann man hochauflösende Audiodateien kaufen und herunterladen. Das andere Abo-Modell heißt Studio Sublime und hat alle Vorzüge der Premier-Variante, nur beinhaltet es zudem ein dauerhaften 60 % Rabatt auf alle Hi-Res-Käufe im Qobuz Store. Studio Sublime kostet 199 Euro im Jahr oder 16,67 Euro im Monat. Wer seine Musik besitzen möchte, ist bei Qobuz an der richtigen Adresse.
Der Streamingdienst Tidal schreibt sich seit jeher hohe Klangqualität auf die Fahne. Der im Besitz von niemanden Geringerem als US-Rapper Jay-Z befindliche Streaminganbieter besticht nicht nur mit einem faireren Vergütungsmodell für Künstler und Künstlerinnen, sondern auch mit einem Angebot an diversen Audioformaten. Das Tidal HiFi-Abo kostet 9,99 Euro im Monat und ermöglicht das Streamen von über 70 Millionen Titeln im FLAC-Format in CD-Qualität. So richtig spannend wird Tidal jedoch erst im mehr als doppelt so teuren Tidal HiFi Plus-Abo. Für 19,99 Euro monatlich lassen sich über 80 Millionen Titel im MQA-Format streamen. Master Quality Authenticated ist ein verlustbehaftetes Kompressionsformat, das Auflösungen jenseits der CD-Qualität ermöglicht. Mit bis zu 352 kHz Samplerate und 24 Bit bietet Tidal HiFi Plus original Master-Aufnahmen von Millionen von Songs zum Streaming an. Darüber hinaus enthält auch Tidal HiFi Plus Titel in den immersiven Formaten Dolby Atmos und 360 Reality Audio.
Mit rund 8 % Marktanteil weltweit, ist auch Youtube Music ein recht großer Player. Das zu Google gehörende Videoportal bietet schon seit Jahren einen Musikstreamingdienst an. Für 9,99 Euro im Monat lassen sich über 60 Millionen Titel streamen. Außerdem kann man die allermeisten Musikvideos auch unterwegs schauen. Leider lässt die Audioqualität von Youtube Music etwas zu wünschen übrig. Mit maximal 256 kbps AAC wird Youtube Music den audiophilen Ansprüchen nicht gerecht.
Streaminganbieter im Vergleich
Viele Anbieter kämpfen momentan um den Streaming-Thron. Der unantastbar scheinende Riese Spotify lässt aber auf hochqualitatives Audio warten, während die Anderen dies bereits weitgehend anbieten. Auch 3D-Audio offerieren Apple, Amazon, Deezer und Tidal in verschiedenen Ausführungen.
Nun stellt sich die Frage: Was ist der beste Streamingdienst für audiophile Nutzerinnen und Nutzer? Relativ offensichtlich sollte sein, dass Tidal mit HiFi Plus eine Klangqualität liefert, die ihres gleichen sucht. Nicht nur sind alle Lieder als FLAC in CD-Qualität, sondern wahlweise auch als MQA mit einer Samplerate von bis zu 352 kHz abspielbar. Außerdem sind Titel in Dolby Atmos und 360RA erhältlich. Jedoch ist Tidal HiFi Plus der teuerste, der hier verglichenen Dienste. Mit 19,99 Euro monatlich kostet er mehr als doppelt so viel wie Apple Music und Amazon Music.
Qobuz ist nicht nur Streamingdienst, sondern besticht mit seinem Kaufangebot. Studio Sublime ist eine Variante bei der Streaming mit Käufen vereinbar wird, so dass man Musik, die einem wirklich gefällt, auch besitzen kann. Apple- und Amazon Music sind beide in Sachen Preis, Songanzahl, Klangqualität weitestgehend gleichauf. Dennoch hat Amazon im Vergleich mit Apple Music leicht die Nase vorn, da es neben Dolby Atmos, auch 360RA anbieten. Deezer liegt trotzdem hinter Apple Music, da es auf CD-Qualität beschränkt ist und keine Hi-Res-Dateien anbietet. Immerhin hat es 360RA-Dateien im Katalog, was Tidal HiFi nicht von sich behaupten kann.
Youtube Music lässt ebenso, wie Spotify in Sachen Audioqualität zu wünschen übrig und erfüllt schlicht die Anforderungen nicht, die Audiophile an Musik-Streaming haben.
Angebote der Musikstreamingdienste im Überblick:
Spotify
– Samplerate/Qualität: max. AAC 256kbit/s, kein Hi-Res
– Musikauswahl: über 82 Millionen Titel
– Premium-Angebot: Spotify Premium
– Kosten: 9,99 Euro im Monat
Pro und Contra
+ viele exklusive Podcasts
– kein Hi-Res, kein 3D-Audio
Webseite: www.spotify.com/de
Tidal
– Samplerate/Qualität: CD-Qualität, MQA
– Musikauswahl: über 80 Millionen Titel
– Premium-Angebot: HiFi, HiFi Plus
– Kosten: 9,99 Euro, 19,99 Euro im Monat
Pro und Contra
+ breites MQA-Angebot
– teurer als Konkurrenz Streamingdienste
Webseite: www.tidal.com
Apple Music
– Samplerate/Qualität: CD-Qualität, Hi-Res
– Musikauswahl: ca. 90 Millionen Titel
– Premium-Angebot: Apple Music
– Kosten: 9,99 Euro im Monat
Pro und Contra
+ breites Angebot an Atmos Musik
– mangelhafter Empfehlungsalgorithmus
Webseite: www.apple.com/de/apple-music
Amazon Music
– Samplerate/Qualität: CD-Qualität, Hi-Res
– Musikauswahl: über 90 Millionen Titel
– Premium-Angebot: Amazon Music unlimited
– Kosten: 9,99 Euro im Monat
Pro und Contra
+ besonders kostengünstig für Amazon Prime Kunden
– wenig Exklusivinhalte
Webseite: www.amazon.de/music
Deezer
– Samplerate/Qualität: CD-Qualität
– Musikauswahl: über 73 Millionen Titel
– Premium-Angebot: Deezer Premium
– Kosten: 10,99 Euro im Monat
Pro und Contra
+ guter Algorithmus und große Musikauswahl
– kaum Exklusivinhalte
Webseite: www.deezer.com/de
Qobuz
– Samplerate/Qualität: Hi-Res
– Musikauswahl: 80 Millionen Titel
– Premium-Angebot: Studio Premier, Studio Sublime
– Kosten: 12,50 Euro im Monat, 16,67€ im Monat
Pro und Contra
+ Magazin und Downloadshop
– mangelhafter Empfehlungsalgorithmus
Webseite: www.qobuz.com/de
Youtube Music
– Samplerate/Qualität: max. AAC 256kbit/s, kein Hi-Res
– Musikauswahl: über 60 Millionen Titel
– Premium-Angebot: Youtube Music
– Kosten: 9,99 Euro im Monat
Pro und Contra
+ kostengünstig für Youtube Premium-Kunden
– mangelhafte Musikqualität
Webseite: www.music.youtube.com
Probieren statt studieren
Spätestens hier sollte angemerkt sein, dass wir bis jetzt lediglich auf die technischen Daten der einzelnen Dienste und Abo-Modelle eingegangen sind. Dass Daten täuschen können, ist auch bei Streamingdiensten nicht anders. Letztendlich zählt nicht nur die theoretische Klangqualität, sondern auch Titelauswahl, Features und nicht zuletzt Nutzererfahrung. Ob einem der Streamingdienst gefällt oder nicht, hängt nur allzu oft von der subjektiven Wahrnehmung der Oberfläche, des Designs und der kuratierten Inhalte ab.
Und hierzu können wir Ihnen nur raten: Testen Sie selbst, welcher Streaminganbieter Ihnen am besten gefällt. Die allermeisten Dienste bieten einen oder sogar mehrere Gratismonate an, in denen Sie sich die App anschauen und anhören können und ein Gefühl dafür bekommen, ob es Sie überzeugt. Außerdem sollten Sie sicher gehen, dass Ihre Lieblingsmusik überhaupt bei dem favorisierten Streaming-Service zur Verfügung steht. Denn die beste Klangqualität bringt nichts, wenn man die dort angebotene Musik nicht hören mag.
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Bildquellen:
- Schallwellen: Auerbach Verlag
- Streamingmarkt: MIDiA Research Music Subscriber Market Share Model 11/21
- Einstieg Streaming: Song_about_summer/stock.adobe.com
- Ratgeber: Streamingdienste mit Hi-Res-Angeboten: Photo by @felipepelaquim on Unsplash / Logos Anbieter / Bildbearbeitung Auerbach Verlag